Susanne über Gewaltfreie Kommunikation

Was tun, wenn Meetings eskalieren oder Feedbackgespräche in Frust enden? Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg bietet einen Weg, Konflikte besser zu verstehen, Bedürfnisse klar zu benennen und Beziehungen im Team langfristig zu stärken.

In unserer gruppenübergreifenden Unternehmenskultur setzen wir bewusst auf diese Methode. Denn sie hilft, den Umgang miteinander konstruktiv und respektvoll zu gestalten. Damit das nicht nur auf Papier gut klingt, sondern im Alltag funktioniert, gibt es gezielte Schulungen für alle Teams.

Susanne, unsere Coach, Mediatorin und GFK-Expertin, begleitet diesen Prozess seit Anfang an. Im Interview spricht sie über ihre Erfahrungen und warum es sich lohnt, dranzubleiben.

Susanne sitzt auf einem Stuhl vor einem Bücherregal.
Susanne lehrt nicht nur die GFK, sondern unterstützt die Teams auch darüber hinaus bei Team-Retros und dem Transformationsprozess. © Katrin Friedl
  • Wie bist Du zur Expertin für Gewaltfreie Kommunikation geworden?

    Während meiner Ausbildung zur systemischen Coach habe ich mich intensiv mit der Gewaltfreien Kommunikation beschäftigt und auch meine Abschlussarbeit dazu verfasst. Seitdem ist sie ein fester Bestandteil meiner Arbeit. Sowohl im Coaching als auch in der Mediation.

    Ich sehe die GFK als ein wirksames Werkzeug vor allem im beruflichen Kontext. Oft wird sie als zu weich oder realitätsfern abgetan, dabei ist sie überall wertvoll, wo Menschen zusammenkommen.

  • Wie hat sich Dein Arbeitsalltag dadurch verändert?

    In der Börsenvereinsgruppe verstehen wir GFK als einen wichtigen Bestandteil unserer Feedback- und Konfliktkultur. Aus diesem Grund gebe ich viele Workshops und vermittle die Methode meinen Kolleginnen und Kollegen.

    Was viele überrascht: GFK ist viel mehr als ein Kommunikationstool – sie ist eine Haltung. Sie hilft, auch unter Druck authentisch, ehrlich und gleichzeitig respektvoll zu bleiben. Ich selbst gehe schwierige Gespräche durch mein Wissen mit mehr Klarheit an. Da ich nicht mehr nur über Inhalte nachdenke, sondern auch meine eigenen Bedürfnisse und die meines Gegenübers im Blick habe.

  • Wie erlebst Du den Umgang der Teams mit der GFK?

    Viele Teams reagieren begeistert, wenn sie das erste Mal mit der GFK in Berührung kommen. Sie merken schnell, wie viel Potenzial darin steckt. Gleichzeitig zeigt sich: Die Methode im Alltag konsequent anzuwenden, ist nicht einfach.

    Es braucht Zeit, Übung und vor allem die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Die Teams, die diesen Weg gehen, berichten aber oft von spürbaren Veränderungen: Gespräche werden bewusster geführt, Konflikte früher und offener angesprochen. Das Vertrauen wächst, weil man merkt, wir müssen keine Angst vor schwierigen Themen haben. Denn wir wissen, dass wir die Mittel zur Lösung besitzen.


  • Welche Lifehacks empfiehlst Du für den (Arbeits-)Alltag?

    1. Wirklich zuhören: Viele Missverständnisse entstehen, weil wir gedanklich schon bei unserer Antwort sind, während das Gegenüber noch spricht. Präsenz im Gespräch und richtig und empathisch zuhören ist der erste Schritt zu echtem Verstehen.

    2. Gefühle ernst nehmen: Gefühle haben auch im Job ihren Platz. Ärger und Frust sind oft Signale für unerfüllte Bedürfnisse. Wer das erkennt, kann klarer kommunizieren und schneller gute Lösungen finden.

    3. Keine Angst vor Konflikten: Wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es Reibung. Das ist normal. Entscheiden ist, wie wir damit umgehen. Die GFK ist nach meiner Erfahrung ein gutes Werkzeug, um das erfolgreich zu tun.


PS: Mehr Einblicke ins Haus des Buches gibt´s regelmäßig auf der Webseite der Börsenvereinsgruppe

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